Essen ist Leben!

Vom Schlemmen und Verzichten

Eins ist allen Erben und Erbinnen Hoenirs gemein: wir essen unheimlich gerne und damit bisweilen auch sehr viel.

Das bezeichnet schon mal die grundlegenden Probleme, die einem beim Kochen auf dem Lager begegnen:

1) Es muss schmecken. Sonst ist die Laune... nunja.

2) Es muss genug und nahrhaftes Essen geben.

3) Alle Vorräte müssen ohne Kühlschrank und auch generell lagerbar sein.

4) Das Kochen darf nicht zu lange dauern und damit nicht zu umständlich sein.

5) Wir haben nur eine Feuerstelle, d.h. es kann durchaus gegrillt, gebraten und gekocht werden, aber alles, was gebacken oder geschmort werden muss, fällt aus.

Handwerkszeug: Womit kochen wir?

Nachdem wir lange Jahre mit einem wackligen Dreibein über einem stets neu auszuhebenden und gegen Flammen abzusichernden Lagerfeuer gekocht haben, haben wir uns letztendlich eine große Feuerschale samt Gestell gebaut. Darüber können wir entweder Töpfe oder ein Rost einhängen. Wir besitzen desweiteren einen sehr großen Topf, einen mittleren und einen kleinen Topf (hervorragend zum Wasserkochen) sowie mehrere gusseiserne Pfannen. Alles weitere erledigen Messer, Holz-, Horn- oder Eisenlöffel sowie Schalen aus Holz, Ton oder Horn.

Das Problem Kühlung und Lagerung

Bei jeder Lagerplanung müssen wir das Wetter genau im Blick haben; keiner mag bei über 30° im Schatten heiße Suppe essen (oder kochen). Aber auch hinsichtlich der Kühlung und Lagerung müssen wir genau überlegen. Insgesamt wäre es uns allen lieber, wir könnten plastik- und müllfrei einkaufen; allerdings greifen wir bei den Getränken, v.a. beim Wasser, immer auf Sixpacks zurück, sie sind leichter, einfacher zu transportieren und nach dem Lager schneller zu entsorgen – vor allem bei den großen Mengen, die wir brauchen. Verantwortlich für unsere Vorräte (die eventuell übrig bleiben oder für die nächsten Lager aufbewahrt werden können, so wie Mehl oder Gewürze) ist Alveradis, während die Pflege und Aufbewahrung des gemeinschaftlich genutzten Geschirrs Mene und Barthel obliegt.

Alle unsere Vorräte lagern in Kisten und Kästen in unserem Vorratszelt, wo sie nach Bedarf herausgeholt, um- und abgefüllt werden. Für die verderblicheren Lebensmittel wie Fleisch, Käse, Milch oder Eier hat sich das Konzept des Erdkühlschranks bewährt. Dabei wird ein Loch im Boden ausgehoben (möglichst so, dass die Grasnarbe bei unserer Abreise wieder aufgelegt werden kann). Anschließend werden die entsprechenden Lebensmittel hineingelegt, Tücher obenauf gelegt und die Grassoden darüber gestapelt. An besonders heißen Tagen haben wir dieses Loch zusätzlich mit kaltem Wasser „gegoßen", damit die Verdunstungskälte ein Aufheizen verhindert. Dank dieser Vorsichtsmaßnahme ist uns tatsächlich noch niemals etwas verdorben, auch wenn das Wasser den Eierkartons nicht sonderlich gut getan hat...

Auf langen Lagern wie dem Anno 1280 sind wir jedoch dazu übergegangen, in der „Mitte" einmal einkaufen zu gehen, um unser Glück nicht überzustrapazieren. Das heißt, bei einem Lager von Mittwoch bis Sonntag haben wir einmal Mittwoch und einmal Freitag eingekauft; das löste auch unser Platzproblem hinsichtlich der Lagerung.

Neben der Hitze waren jedoch auch Gewitter und Unwetter immer eine Herausforderung bei der Planung, denn eine Suppe gerät Gefahr, bei Gewitter „umzukippen" und zu verderben. Und dass niemand bei Sturm und Regen gerne an der Feuerstelle steht, kann man auch verstehen.

Essen heute und damals

Es wird die wenigsten verwundern, dass sich unsere Ernährung und Essgewohnheiten massiv von denen der Menschen im Mittelalter unterscheiden. Heutzutage kennen wir teilweise mehr, vor allem aber andere Lebensmittel, Kartoffeln und Tomaten sind aus unserem heutigen Speiseplan fast nicht mehr wegzudenken, während Hirsebrei oder Brennesselsuppe heute kaum noch gegessen werden.

In unserer Gruppe haben wir zudem zwei weitere „Probleme": einige von uns haben sehr viele und starke Lebensmittelallergien (Glutenunverträglichkeit, Obstallergien, Laktoseintoleranz...) und wir haben sehr viele Vegetarier in der Gruppe – 6, um genau zu sein, also fast die Hälfte. Da wir stets gemeinsam essen und für alle zusammen kochen, bedeutet das viele Kompromisse. Fürs einfache Grillen sind wir schon dazu übergegangen, dass sich jeder das, was er isst, selbst besorgt (also Fleisch, Käse oder dergleichen) und wir nur die „Beilagen" gemein haben. 

Ein weiteres Hindernis ist, dass wir alle satt werden wollen ;) Es gibt zwar viele wunderbare mittelalterliche Rezepte für Suppen, die man leicht auch mit Würstchen oder dergleichen um eine Fleischeinlage ergänzen kann, allerdings sind uns Suppen oftmals nicht sättigend genug. Eine Lauchsuppe ist zwar wunderbar authentisch, allerdings mag die eine Hälfte nicht so gerne Suppe und die andere Hälfte wäre nach zwei Stunden wieder hungrig.

Was also essen wir konkret?

Was wir essen hängt natürlich immer davon ab, wer konkret auf dem Lager dabei ist und wer nicht – können wir mit Gluten und Fleisch kochen oder nicht? Über die Jahre haben wir zahlreiche Rezepte erprobt, für gut befunden oder wieder verworfen (ich erinnere mich da an einen sehr, sehr großen Topf voller Kohlsuppe...). Es hat sich jedoch schnell herausgestellt, dass wir alle eine große Liebe teilen: Knoblauch! In fast jedem unserer Essen ist massenweise Knoblauch (eine Knolle pro Dip ist leider keine Seltenheit) und wir sind vermutlich das am meisten stinkende Lager auf jedem Markt. Unsere Standardrezepte sind folgende:

1. Käsespätzle

Sie sind einfach wunderbar! Sie sättigen hervorragend, sie benötigen nicht viele Zutaten, sie sind köstlich, sie sind beliebig erweiterbar (Kräuter, Speck, Röstzwiebeln...) und ihre Zubereitung ist jedesmal für die Besucher ein Highlight, besonders das Abgießen durch ein Leinentuch sorgt regelmäßig für großes Aufsehen.

2. Knobibrot

Besonders an heißen Tagen beliebt und so einfach gemacht (und mit glutenfreiem Mehl ersetzbar)! Entweder selbst Brot in der Pfanne gebacken oder gekaufte Fladen aufbacken, mit einem dicken Dip aus Schmand, Crème fraîche, Knoblauch und Kräutern bestrichen und dann nach Belieben belegt: Speck, Zwiebeln, Oliven, Gurken... was auch immer uns einfällt.

3. Pfannkuchen in allen Variationen

Sie lassen sich für unsere Gluten-Allergikerin wunderbar auch mit Buchweizenmehl herstellen, sättigen perfekt und sind zudem je nach Geschmack anpassbar. So haben wir oftmals gleichzeitig süße und deftige Pfannkuchen, entweder mit Äpfeln, Zimt und Zucker, Spinat und Käse, Schinken oder Speck, Pflaumen... was auch immer wieder gerade zu Hand haben und mögen!

4. Bauerntopf

Da kommt alles rein, was sich finden lässt: Kräuter, Gemüse wie Sellerie, Zwiebeln, Möhren, Linsen, Bohnen, Erbsen, Pastinaken, natürlich Knoblauch, Dinkel oder Grünkern und Hackfleisch (oftmals auch die vegetarische Variante). Ist schnell gemacht, hält sich gut auch für den nächsten Tag und ist sehr nahrhaft.

Manchmal, aber eher selten, gibt es bei uns auch Pilzpfannen, Linseneintöpfe, Hühnersuppe (falls es mal ein vegetarierfreies Lager ist) und ähnliches. Wir probieren aber weiterhin fleißig neue Rezepte aus!

Früher haben wir häufig dreimal am Tag gegessen, abends nochmal den Grill angeschmissen, mittlerweile kochen wir nur meist gegen Nachmittag einmal. Das reicht uns in der Regel und außerdem gibt es bei uns immer Käse (unsere zweite große Leidenschaft), Brot, Obst und Gemüse sowie selbstgebackenen Kuchen oder Kekse zwischendurch. Und auf den Märkten gibt es ja auch so viele leckere Dinge, die man gerne mal probieren möchte...

Morgens gibt es bei uns oft Rührei oder Haferbrei und natürlich Brot, Käse, Wurst und Marmelade sowie Saft und – da sind wir schwach – Kaffee und Tee. Als Getränke haben wir immer Wasser, oft Sirup (sehr mittelalterlich übrigens!), Saft und Bier, meistens auch Wein oder Met für abends. In unseren Tonkrügen hält sich das auch bei heißen Wetter schön kühl. Im Winter haben wir abends oftmals Punsch oder Glühwein gebraut.

Insgesamt halten wir fest: Essen macht glücklich! Und je mehr Knoblauch drin ist, desto besser!